Für die Exkursion wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen á 2 Personen eingeteilt, um unterschiedliche Formen des Gehens auszuprobieren. Die Exkursion fand am 28.11.2014 jeweils vor- und nachmittags statt und die Teilnehmenden wurden im Anschluss an die Exkursion gebeten ihre Eindrücke zu notieren.
Gruppe 1
Gruppe 1 ließ sich treiben. Angelehnt an die Methode des dérive gab es kein konkretes Ziel und der Weg sollte nach eigenem Empfinden gewählt werden. Dabei wurden Orte, Besonderheiten der Umgebung und persönliche Eindrücke mit Fotographien festgehalten zu denen jeweils eine kurze Erläuterung textlich verfasst wurde. Die Orte wurden zudem mit GPS-Wegpunkten dokumentiert.
Langsam gehen in einem vermeintlich bekannten Raum lässt einen erstaunlich viele Dinge sehen. Eine andere Wahrnehmung der Funktion von Zeit ist dabei sehr interessant. Es ist interessant sich in einem Raum, den man oft eher funktional passiert, einmal ganz genau umzusehen. Oft sind Punkt A und Punkt B verbunden, ohne dass einem der Weg so eindrucksvoll in die Aufmerksamkeit tritt.
Es war sehr interessant seine Umgebung so ausführlich wahrzunehmen. (...) Man konnte sich voll und ganz auf die Umwelt und die wahrzunehmenden Eindrücke konzentrieren. Es ist gut nicht nur Fotos zu schießen, sondern die Eindrücke gleich festzuhalten.
Schwierig Neues zu finden wenn man schon länger da ist. (...) Allerdings achtet man im Gespräch über bereits gemachte Bilder und Eindrücke nicht mehr so sehr darauf wo man hinläuft, also kamen wir tatsächlich an ein paar Stellen raus, die wir nicht aktiv gesucht haben.
(...) war interessant, da man sich Orten oder gewissen Gegenständen anders widmet. Die Konzentration auf die Umgebung ist viel stärker als auf dem Weg zu einem Ziel. Zuerst war es schwer sich einfach nur treiben zu lassen und nicht an bekannte Orte zu gehen (...) die Methode ist meiner Meinung nach sinnvoll, solange man sich nicht besonders gut auskennt und sich so unbeeinflusst andere Gebiete anschaut. Ich habe gewisse Dinge auch anders beobachtet, als ich dies im Alltag tun würde.
Gruppe 2
Gruppe 2 bekam vorgegebene Koordinaten zu Orten, die im Sinne des geocaching ausfindig gemacht werden sollten. An den Orten wurde eine Zeit verweilt und die Eindrücke mit Fotographien und Text oder Skizzen dokumentiert.
Gute Methode, obwohl es mit den Koordinaten etwas verwirrend war. Durch das Verweilen an einem Ort konnte man in Ruhe seine Eindrücke sammeln und aufmerksam das Geschehen um sich verfolgen.
Vieles was ich an Chemnitz noch nicht kannte wurde in mein Bewusstsein gerufen. (...) Die Methode hat mir gefallen, da man sich sowohl künstlerisch (zeichnen) als auch analytisch (schreiben) mit dem Raum befassen musste. Durch das Gehen habe ich einige Orte wahrgenommen, an denen ich sonst wahrscheinlich vorbeigelaufen wäre.
Kalt. Trist. Viele Baustellen, wenig Menschen. Viel ungenutzte Fläche, teils verwuchert, teils freie Erdflächen. Leere, verwahrloste Gebäude. Interessant mit fremder Person zu spazieren. Jahreszeit führt zu negativen Eindrücken. Wetter beeinflusst stark die Wahrnehmung.
Obwohl ich schon einige Zeit in Chemnitz lebe habe ich einige unbekannte Ecken und Winkel entdeckt. Selbst schon bekannte Orte konnte man aus einer anderen Perspektive betrachten. (...) Es war eine Umstellung im Gegensatz zu normalen universitären Methoden, aber die Methode ist trotzdem interessant. Die Selbständigkeit und Offenheit mit der man die Stadt erkundet hat mir gefallen.
Gruppe 3
Gruppe 3 erprobte die Methode der Urbanen Erkundung indem eine*r die Rolle des Forschenden einnahm und die andere Person, die Route vorgab indem sie dem Forschenden persönliche und bedeutende Orte zeigte. Das gemeinsame Gehen wurde mit einem Aufnahmegerät und Ansteckmikrophon aufgezeichnet und die Orte durch Fotographien und GPS-Wegpunkte dokumentiert.
Interessant zu sehen wie eine Person die Stadt wahrnimmt. Sehr unterschiedliche Betrachtung und Auffassungen erkennbar. (...) Es gibt zu jedem Ort eine Geschichte und es ist interessant diese zu erfahren.
Interessant, die Stadt so zu erforschen bzw. so zu sehen. Es gab unterschiedliche Eindrücke. Bedeutende Orte sind für jeden unterschiedlich, es gibt verschiedene Betrachtungsweisen. Hauptsächlich waren es Orte von alltäglicher Bedeutung, die eine kleine Geschichte beinhalten. Es war am Anfang ungewöhnlich, aber das hat sich mit der Zeit geändert.
Habe ein paar neue Ecken/ Informationen zu Chemnitz erlebt und es wurde an ganz unerwarteten Stellen auch gehalten und dokumentiert. Es war sehr kommunikativ und für diese Methode ist es gut, wenn man die andere Person noch nicht (gut) kennt (...) mit dem Daueraufnehmen des Gesprächs kam ich mir etwas überwacht vor.
Sehr informativ. Habe viele Gebäude/ Plätze bewusster wahrgenommen und alte Erinnerungen kamen wieder hoch. Die Stadt lässt sich aus einem anderen Winkel betrachten für den im Alltag normalerweise keine Zeit ist.
Gruppe 4
Gruppe 4 hatte eine vorgegebene Route. In Form eines parcour commenté sollten die Eindrücke zur Umgebung entlang der Straße der Nationen aufgezeichnet werden. Dazu wurden die Orte in einer mental map nach persönlichem Empfinden dokumentiert (grün = fühle mich wohl/ gefällt mir, gelb = weder noch, rot = fühle mich nicht wohl/ gefällt mir nicht) und diese mit Bildern festgehalten und mit Audioaufnahmen beschrieben.
Es ist interessant, wie so ein kurzer Abschnitt einer Straße so unterschiedlich aussehen bzw. auf mich wirken kann (...) Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten bei der Wortfindung und Hemmungen in der Stadt mich alleine mit einem Aufnahmegerät zu unterhalten. Dennoch finde ich es im Nachhinein sinnvoll die Aufgabe alleine zu machen, da man sich so besser darauf einlassen kann.
Habe die Straße der Nationen bewusster wahrgenommen, aber mich durch das Aufnahmegerät beobachtet gefühlt. Hätte lieber nur Fotos gemacht, da es ein seltsames Gefühl war seine Gedanken direkt wiederzugeben. Im Großen und Ganzen hat die Methode viel Spaß gemacht, da man sich auf seine Umwelt sehr konzentriert hat.